Im Würzburger Umland bei Höchberg liegt ein gut 15 Hektar großes Sumpfgebiet, in dem man bereits in den ersten Monaten des Jahres (meist schon im Februar, oft noch während der Frostperiode), einen wunderschönen, orangefarbenen Pilz finden kann – den Österreichischen Prachtbecherling (Sarcoscypha austriaca).
Der Österreichische Prachtbecherling ist ein auffälliger Schlauchpilz aus der Familie der Kelchbecherlingsverwandten. Der Pilz bildet markante, becherförmige Fruchtkörper, die in jungen Stadien schalenartig und mit zunehmendem Alter trichterförmig werden. Sie erscheinen dabei in einer Größe zwischen einem und maximal neun Zentimeter. Ihre Farbe erhalten Sie durch den Farbstoff Carotin, sie variiert von tiefrot bis orange-rot. Dies macht sie zu auffälligen Farbtupfern in ihrem natürlichen Lebensraum.
Der Schlauchpilz wächst vorzugsweise in feuchten oder sumpfigen Wäldern und bevorzugt schattige, humusreiche Böden, die eine hohe Luftfeuchtigkeit aufweisen. Man findet ihn häufig auf abgestorbenem Holz oder an faulenden Holzstücken, was ihn zu einem wichtigen Zersetzer im Ökosystem macht. In Flussauen, an fließenden oder stehenden Gewässern in Laubwäldern mit Esche, Weide, Robinie oder Bergahorn kann man ihn im Frühjahr finden. Trockene Standorte sind für den Pilz hingegen weniger geeignet, da er eine konstante Feuchtigkeit benötigt.
Obwohl der Österreichische Prachtbecherling aufgrund seiner auffälligen Farbe und Form relativ leicht erkennbar scheint, gibt es zwei weitere Pilzarten, die ihm zum Verwechseln ähnlich sehen. Der Scharlachrote Kelchbecherling (Sarcoscypha coccinea) und der Linden-Kelchbecherling (Sarcoscypha jurana) teilen viele äußerliche Merkmale, wodurch die Bestimmung ohne genauere Untersuchung schwierig wird. Die mikroskopische Analyse der Sporen und Asci (Sporenbehälter) ist daher unerlässlich, um den Prachtbecherling von anderen ähnlichen Pilzen eindeutig zu unterscheiden.
Der Österreichische Prachtbecherling ist nicht giftig und kann theoretisch gegessen werden, wenngleich wir von dem Verzehr abraten, da er wegen seiner Dünnwandigkeit kaum Speisewerte aufweist und geschmacklich unbedeutend ist. Man sollte sich lieber an dem schönen Pilz erfreuen und ihn an seinem Standort belassen.
Text und Fotos: ©️ Oliver Schätzlein 2025